1PL, 2PL, 3PL, 4PL oder 5PL – Es gibt verschiedene Wege, wie Logistikprozesse ausgelagert werden können. Von der eigenen Durchführung aller Logistikprozesse bis zur Auslagerung der kompletten Logistik inklusive digitaler Lösungen. Mit den zunehmenden Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss, stellen sich viele Unternehmen vermehrt die Frage, in welcher Höhe sie den Logistikbereich an einen Logistikdienstleister abgeben sollten und wie viel im eigenen Hause bleibt. Mit jeder Form ergeben sich einige Vor- und Nachteile.
1PL – Logistik selbst in die Hand nehmen
First Party Logistics bezeichnet eine vor allem bis zum Ende der 1970er Jahre übliche Verfahrensweise, bei der die herstellenden Unternehmen die logistischen Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Distribution ihrer Waren größtenteils selbst durchführen. Die Unternehmen besitzen dabei häufig einen eigenen Fuhrpark sowie ein eigenes Lager, sodass nur internationale Transporte an eine Spedition abgegeben werden. Ein großer Vorteil ist, dass die Kontrolle komplett beim Unternehmen selbst liegt. Es ist unabhängig und hat die Kontrolle über alle Prozesse und Daten. Der Nachteil ist gleichwohl, dass produzierende Unternehmen selbst selten Spezialisten für logistische Prozesse sind. Der Schwerpunkt der Tätigkeit und das Know-how liegen auf dem Produkt und nicht auf dem Transport. Des Weiteren beansprucht eine eigene Distributionslogistik teure Anlagen, Transportmittel und Lagerräume.
2PL – TUL-Leistungen
Mit der Beauftragung eines 2nd Party Logistics Providers geben Unternehmen einzelne Teile oder sogar die gesamten Transport-, Umschlag- und Lagerungsleistungen (“TUL-Leistungen”) an einen Logistikdienstleister ab. Das kann z.B. eine Spedition oder eine Reederei sein, die über eigene Transportmittel verfügt. Der Trend zum Outsourcing und damit auch zum 2PL begann verstärkt in den 1980er-Jahren. Im Sinne des damals sehr populär gewordenen „Lean Managements“ war es das Ziel vieler Unternehmen, den Fokus voll auf die eigenen Kernkompetenzen zu richten und alle übrigen Funktionsbereiche an externe Dienstleister zu vergeben.
3PL – Logistik und zusätzliche Dienstleistungen
Einen 3rd Party Logistics Provider zu engagieren, ist die nächste Stufe des Outsourcings. Der Trend zum 3PL entwickelte sich besonders stark in den 1990er-Jahren. Der 3PL bietet neben Transportleistungen, unter der Einbindung weiterer Partner/Subunternehmen, noch zusätzliche Dienstleistungen an. Das können beispielsweise Etikettierungen, das Verpacken von Produkten oder die Zollabfertigung sein. Da der Logistikdienstleister als externer Partner sehr tief und umfassend in die internen Prozesse des beauftragenden Unternehmens integriert wird, mündet die Kooperation meist in einer langjähriger Geschäftsbeziehung. Damit gehört das 3PL-Modell genauso wie die nachfolgend erläuterte 4th Party Logistics in den Bereich der Kontraktlogistik, also die langfristige, arbeitsteilige Kooperation zwischen Logistikdienstleistern und deren Auftraggebern aus Industrie und Handel.
Ein Vorteil der Kontraktlogistik ist, dass komplexe Logistikprozesse an einen Spezialisten abgegeben werden können, der sich um die gesamten Logistikdienstleistungen kümmert. So kann sich das beauftragende Unternehmen komplett auf die Produktion konzentrieren. Insbesondere bei hohen Volatilitäten, kann es ein weiterer Vorteil sein, auch die Lagerung der Artikel abzugeben, da das Lager sonst oft entweder nicht vollständig ausgelastet ist oder zu wenig Raum für die Lagerbestände bietet.
Nachteile können dagegen entstehen, wenn Produkte sehr spezielle Anforderungen haben, die im Outsourcing zu Fehlern führen. Nicht jeder 3PL-Anbieter kann den Anforderungen z.B. bei gefährlichen und schnell verderblichen Waren gerecht werden.
4PL & LLP – Steuerung und Integration der gesamten Lieferkette
Der 4th Party Logistics Provider ist ein externer Logistikdienstleister, der i.d.R. ohne eigene Betriebsmittel die Optimierung, Steuerung und Integration der Supply Chain übernimmt. In Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern (z.B. 3PL-Anbietern) bietet er seinen Kunden eine Komplettlösung an und übernimmt außerdem Beratungstätigkeiten im Zusammenhang mit der Optimierung der Logistikprozesse seiner Kunden. Somit ist er der Koordinator zwischen Auftraggeber und den verschiedenen Dienstleistern. Verfügt der 4PL ebenfalls über eigene operative Kapazitäten, wird er auch als Lead Logistics Provider (LLP) bezeichnet. Vorteile ergeben sich wie beim 3PL vor allem aus der hohen Spezialisierung und Kompetenz des Logistikdienstleisters. Zudem kann ein 4PL Aufträge z.B. in Form von Rahmenverträgen bündeln und somit kosteneffiziente Lösungen anbieten. Er kümmert sich dabei in der Regel nicht nur um einzelne Teilprozesse, sondern hat stets das große Ganze im Blick. Der Nachteil einer solchen Zusammenarbeit liegt wiederum in der steigenden Abhängigkeit. Das beauftragende Unternehmen gibt ganze Bereiche der Logistik und damit einen bedeutsamen Teil der eigenen Geschäftstätigkeit und Wertschöpfung ab. Diese Form der Zusammenarbeit erfordert deshalb ein hohes Maß an Vertrauen.
5PL – Von der Supply Chain zum Supply Network
Eine weitere Ausbaustufe der Kooperation ist der 5PL, also der 5th Party Logistics Provider, der seine Kunden durch Consultingleistungen bei der Entwicklung der Supply Chain zu einem Supply Network unterstützt. Er kümmert sich um die Integration der Supply Chains in ein Netzwerk und liefert Konzepte und Lösungen auch mit dem Fokus, geeignete Supply Chain-Technologien für die beauftragenden Unternehmen zu finden.